Fluchterfahrung als Vorteil? Am Beispiel der jüdischen Flüchtlinge aus Galizien und der Bukowina in Wien und Niederösterreich 1918–1941

Projekt

 

Beschreibung

In der Migrationsforschung wird immer wieder die These zur Diskussion gestellt, dass Menschen mit rezenter eigener oder familiärer Fluchterfahrung im Falle einer neuerlichen Bedrohung wachsamer wären und rascher notwendige Maßnahmen zur rettenden Ausreise treffen würden. Diese These soll anhand der im Zuge der Umbruchsjahre rund um den Ersten Weltkrieg aus Galizien und der Bukowina nach Wien geflüchteten Jüdinnen und Juden überprüft werden. Auf Basis der Meldedateien und von Opferdatenbanken lässt sich ermitteln, ob der Prozentsatz derer, die sich retten konnten, über dem der schon mehrere Generationen in Wien lebenden jüdischen Verfolgten lag, ob besondere Netzwerkaktivitäten und Behördengänge erfolgten und eventuell dieser Aspekt in persönlichen Erinnerungen oder zeitgenössischen Ego-Dokumenten zur Sprache kam. Die Matriken der IKG Wien und IKG St. Pölten im Zeitraum von 1918 bis 1938 bilden die grundlegende Quellenbasis der Forschung. Die so gewonnenen Daten werden in der Folge mit den großen Opferdatenbanken (des Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, Yad Vashem, des United States Holocaust Memorial Museums sowie Jewish Gen) abgeglichen, woraus sich im Umkehrschluss ein klar definierbares Quantum der Geflohenen respektive Überlebenden ergibt. Stichprobenartig sollen dann einzelne Familien exakt genealogisch aufgearbeitet werden, um die Forschungsergebnisse zu verifizieren. Neben dieser auf klassischem Archivmaterial ruhenden wissenschaftlichen Aufarbeitung sollen Ego-Dokumente der Geflohenen und deren Nachkommen Eingang in die Betrachtung finden, um so die quantitativen Resultate in direkte Korrelation mit der Erinnerung der Betroffenen zu bringen. Dieses Projekt ist in den internationalen Diskurs zur Migrationsforschung eingebunden und wird bei Fachtagungen vorgestellt (z. B. „Repräsentation und Erinnerung der Migration“, Nantes, Mai 2018) und in Tagungsbänden publiziert. Herr Dr. Benjamin Grilj wird die Forschung durchführen.

AntragstellerInnen

Institut für jüdische Geschichte Österreichs (INJOEST)

Website

Standort

Beschluss

14.05.2018

Kategorie

Forschung

Schwerpunkt

Wissenschaftliche Projekte

Fördermittel

Nationalfonds-Budget

Hinweis

Inhalt und Beschreibung der Projekte basieren grundsätzlich auf Angaben der jeweiligen AntragstellerInnen. Diese werden vom Nationalfonds für die Veröffentlichung auf der Website redigiert und anschließend ins Englische übersetzt. Trotz sorgfältiger Prüfung kann keine Garantie für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Daten übernommen werden.