Lucia Heilman

Stockfinster!

Lucia Heilman wurde am 25. Juli 1929 in Wien als Jüdin geboren. Sie überlebte mit ihrer Mutter als eine der ganz Wenigen den Holocaust in einem Versteck in Wien.

Reinhold Duschka, der Bergkamerad ihres Vaters, hielt die beiden in seiner Werkstätte versteckt. Er baute einen zwei bis drei Quadratmeter großen Verschlag, in dem zwei Betten Platz hatten. Dort gab es kein Licht:

Stockfinster! Ein Zustand, der mich noch heute quält. Hat irgendjemand an der Tür geläutet, mussten wir sofort in den Verschlag. Noch heute zucke ich zusammen, wenn es an der Tür oder auch nur das Telefon läutet.

Als die Mutter von Lucia Heilman an einer schweren Grippe erkrankte und es nicht sicher war, ob sie überleben würde, geriet sie angesichts der Überlegung, was man dann mit ihrer Leiche tun sollte, in panische Angst. Sie unterhielt sich mit dem Werkstättenbesitzer darüber, wie in so einem Fall vorzugehen sei:

Zerstückeln, zerkleinern und dann begraben.

Doch sie wurde wieder gesund und beide überlebten den Krieg.

Lucia Heilman gibt noch folgende weitere Schilderung ihrer damaligen Erlebnisse und Empfindungen:

Der Besuch der Schule war verboten.

Tragen des Gelben Sterns.

Wegen drohender Deportation und Ermordung musste ich versteckt in einer Werkstatt leben. Verlassen dieses Raumes war nicht möglich.

Unzureichende Ernährung und damit verbundener Hunger.

Keine beheizten Räume, Kälte im Winter.

Niemals Kontakt mit Gleichaltrigen.

Angst.

Aus einem Interview in der Zeitung "Augustin", Nr. 120, Juni 2003, Seite 6f.