Buchpräsentation "Verfolgte Kindheit - Kinder und Jugendliche als Opfer der NS-Sozialverwaltung"

Die vom Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus geförderte Publikation "Verfolgte Kindheit" wird am Freitag, 7. Dezember 2007 im Abgeordnetensprechzimmer des Parlaments der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Begrüßung erfolgt durch Nationalratspräsidentin Barbara Prammer, zugleich Vorsitzende des Kuratoriums des Nationalfonds.

In dem bei Böhlau erscheinenden Werk wird das System der nationalsozialistischen "Vernichtungspsychiatrie" aus historischer, psychiatrischer und pädagogischer Sicht analysiert. Herausgeber ist der Psychotherapeut, Kinderpsychiater und -neurologe Ernst Berger. Else Rieger, Sachbuchlektorin und Mitarbeiterin des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur, hat das Buch redaktionell betreut.

Von den systematischen Tötungen geistig und körperlich behinderter Menschen waren im NS-Staat auch Jugendliche und Kinder betroffen. Entsprechende Maßnahmen setzten seit 1940 im Gebiet des gesamten Deutschen Reichs ein, was die Kooperation von Gesundheits- und Fürsorgeämtern, psychiatrischen Gutachtern, Ärzten und Krankenpersonal erforderte. Die Publikation "Verfolgte Kindheit" zeigt, dass sich das System der "Vernichtungspsychiatrie" auch in Österreich auf ein weitverzweigtes Netz stützte, welches das gesamte Fürsorgewesen umfasste und in der Pädagogik der NS-Zeit wurzelte.

Auch die Nachwirkungen von psychiatrischer Verfolgung und Traumatisierung werden im Buch nachgezeichnet. Eine offizielle Anerkennung als NS-Opfer war etwa den in der Wiener "Jugendfürsorgeanstalt Am Spiegelgrund" gequälten Kindern bis in die jüngste Vergangenheit verwehrt worden. Der Nationalfonds der Republik Österreich setzte sich für eine gesetzliche Anerkennung dieser Menschen als Opfer nationalsozialistischer Verfolgung ein. Im Jahr 2005 folgte der Anerkennungspraxis des Nationalfonds auch eine entsprechende Novellierung des Opferfürsorgegesetzes.