Hohe Auszeichnung für Botschafter Erich Kussbach
Heute Freitag, dem 5. Dezember 2025, wurde Erich Kussbach, Botschafter i. R. und langjähriges Mitglied der Schiedsinstanz für Naturalrestitution, das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien im Wappensaal des Wiener Rathauses überreicht.
Die Überreichung nahm der Erste Präsident des Wiener Landtages, Christian Meidlinger, heute, Freitag, im Wappensaal des Wiener Rathauses vor. Die Veranstaltung fand in Anwesenheit von zahlreichen Persönlichkeiten aus Politik und Kultur, Freunden, Familienmitgliedern und Wegbegleiter*innen statt. Die Laudatio hielt die Vorständin des Nationaslfonds Hannah Lessing für Kussbach. Musikalisch begleitet wurde die Ehrung vom Atmos Quartett.
Als sich Österreich 2001 verpflichtete, offene Fragen der Entschädigung und Restitution von Vermögen, das während der NS-Zeit entzogen worden war, zu lösen, wurde unter anderem eine unabhängige, dreiköpfige „Schiedsinstanz für Naturalrestitution“ eingerichtet, die Anträge auf Rückstellung von entzogenem Vermögen im öffentlichen Eigentum prüfte. Von österreichischer Seite wurde Botschafter Erich Kussbach als Mitglied der Schiedsinstanz nominiert. Er übte diese Tätigkeit 20 Jahre ehrenamtlich aus, bis die Schiedsinstanz für Naturalrestitution nach Erüllung ihrer Aufgaben 2021 aufgelöst wurde.
Erich Kussbach blickt auf eine bewegte Familiengeschichte zurück. Sein Vater, Dr. Franz Kussbach, war in der Zwischenkriegszeit Rechtsanwalt in Ungarn. Er verhalf während der Besetzung Ungarns durch das Deutsche Reich vielen jüdischen Berufskollegen und Freunden zur Flucht und wurde 1944 von der Gestapo in das KZ Dachau deportiert. Er entging nur durch Glück und Zufall seiner Ermordung auf einem Todesmarsch.
Erich Kussbach selbst entkam im Zuge des ungarischen Volksaufstandes 1956 auf spektakuläre Art und Weise den sowjetischen Besatzern. Als vermeintliches Mitglied eines Teams von Helfern des Roten Kreuzes konnte er per Rettungsflugzeug fliehen. Erst später wurde ihm klar, dass ihn der Flug nicht nur aus der Gefahrenzone, sondern über die Landesgrenze nach Österreich gebracht hatte. Somit war er einer der ersten Flüchtlinge aus Ungarn des Jahres 1956.
1963 trat Kussbach in den diplomatischen Dienst Österreichs ein, war zuletzt Botschafter in Ungarn und bis 1996 ständiger Vertreter bei der Internationalen Donaukommission. Er war Honorarprofessor für Humanitäres Völkerrecht der Universität Linz und Professor für Völkerrecht an der Katholischen Pázmány Péter Universität Budapest.
Welche Geschichte(n) hinter Erich Kussbachs bewegtem Leben stecken, erfahren Sie in einem Interview, das er 2022 in Laxenburg zwei Mitarbeiter:innen der Schiedsinstanz-Geschäftsstelle gab: https://www.entschaedigungsfonds.org/videos/interview-erich-kussbach