Mahnmal für die NS-Opfer in Gmunden enthüllt
In Gmunden am Traunsee wurde heute an der Esplanade das Mahnmal für die Gmundner Todesopfer des Nationalsozialismus enthüllt.
An der Gedenkfeier nahmen unter anderen Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer, der Bürgermeister von Gmunden Stefan Krapf, der Kulturreferent der Stadt Gmunden Andreas Hecht und die Generalsekretärin des Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus Hannah Lessing teil.
Besonderer Ehrengast war der aus Gmunden stammende Holocaust-Überlebenden Frederic (Fritz) Rujder, der gemeinsam mit seiner Tochter aus Frankreich angereist war, um an der feierlichen Enthüllung teilzunehmen.
Die Veranstaltung wurde begleitet durch eine Lesung des Schriftstellers René Freund sowie durch die eigens für diesen Anlass komponierte Passacaglia „Sine nomine“ von Michaela Schausberger unter Mitwirkung von Anja Sodnikar (SodL) an Akkkordeon, Johann Gstöttner (Viola) und der Theatergruppe des BG/BRG Gmunden unter der Leitung von Peter Holzinger.
Generalsekretärin Hannah Lessing: „Dieses schlichte Metallband über den Wellen verbindet die Namen der ermordeten Gmundnerinnen und Gmundner wieder mit ihrer Heimatgemeinde: Als sie hier noch lebten, sind sie sicher selbst oft hier an der Esplanade gestanden, um auf den See hinauszuschauen. Heute blicken wir auf den Traunsee und sehen ihre Namen, die heimgekehrt sind. Für Gmunden schließt sich hier ein Kreis.“
In seiner Rede bedankte sich Frederic Rujder bei jenen, die an der Entstehung des Mahnmals beteiligt waren: „Sie alle haben dafür gearbeitet, dass dieses Mahnmal geschaffen werden konnte, dieses Erinnerungswerk ist noch wichtiger in diesen so dunklen Zeiten, in denen der Respekt vor dem Recht der Menschen, frei und gleich zu leben, wie es scheint, noch nicht für alle selbstverständlich ist.“
Die Geschichte der Familie von Fritz (Frederic) Rujder ist mit Gmunden eng verbunden. Seine Eltern lebten bis Ende der 1930er Jahre in Gmunden. Als Juden wurden sie nach dem „Anschluss“ Österreichs verfolgt, sein Vater in die KZ Dachau und Buchenwald eingewiesen. Nach dessen Entlassung 1939 flohen die Eheleute mit dem wenige Monate alten Fritz über Italien nach Frankreich, wo sie versteckt den Holocaust überlebten. Frederic Rujder lebt heute mit seiner Familie in Frankreich.
Entstehung des Mahnmals
2020 beschloss der Gmundner Gemeinderat, ein Mahnmal für die ermordeten NS-Opfer aus Gmunden zu errichten. Im Rahmen eines geladenen Wettbewerbs entschied sich eine fünfköpfige Jury für das Projekt des Gmundner Architekten und HTL-Lehrers Kurt Ellmauer. Das Mahnmal besteht aus einem Bronzeblechband mit den Namen von 25 jüdischen Verfolgten, 16 Euthanasieopfern und 19 politisch Verfolgten. Über einen QR-Code können Interessierte mehr über das Schicksal der Opfer erfahren und deren Biografien online abrufen.
Das Mahnmal wurde mit finanzieller Unterstützung des Nationalfonds errichtet. Bauausführung und Montage erfolgten durch Schlossermeister Manuel Kreuzer, Edelstahldesign und Metallbau, Ohlsdorf.
Am 31. März ist in Gmunden zudem die Weltpremiere des Musicals „Briefe von Ruth“, das sich dem Schicksal der 1920 in Wien geborenen und 1942 in Auschwitz ermordeten Künstlerin Ruth Maier widmet. Auch die vom DÖW konzipierte und vom Nationalfonds mitfinanzierte Ausstellung „Das kurze Leben der Ruth Maier. Wien – Oslo – Auschwitz“ wird Ende März in Gmunden gezeigt.
Links
- Projektbeschreibung mit Fotos des Mahnmals (Projekte-Datenbank)
- Zum Mahnmal und dessen Entstehung (Stadtgemeinde Gmunden)
- Biografien der Opfer (PDF) (Stadtgemeinde Gmunden/Holger Höllwerth)
- Video zur Eröffnungsfeier am 31. März 2023 (Salzi.TV)
- Video zur Eröffnungsfeier am 31. März 2023 (TV1.nachrichten.at)
- Projektbeschreibung zur Ausstellung "Das kurze Leben der Ruth Maier" (Projekte-Datenbank)