Abschied von Dr. Kurt Hofmann
Dr. Kurt Hofmann, Vizepräsident des Obersten Gerichtshofes i. R. und langjähriges Mitglied des Antragskomitees des Allgemeinen Entschädigungsfonds für Opfer des Nationalsozialismus, ist am Samstag, den 4. Juli 2020 im 88. Lebensjahr verstorben.
Dr. Kurt Hofmann wurde in Wien geboren. Als hervorragender Jurist war er neben seiner erfolgreichen Richterlaufbahn auch wissenschaftlich tätig – so wirkte er an der dritten Auflage des „Rummel-Kommentars“ zum Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch mit – und trat durch Vorträge, unter anderem an mehreren Universitäten, in Erscheinung. Daneben bekleidete er zahlreiche Funktionen in Prüfungskommissionen und Senaten. 1998 beendete er seine berufliche Laufbahn als Vizepräsident des Obersten Gerichtshofes. 2001 wurde er von Österreich als Mitglied des Antragskomitees des Allgemeinen Entschädigungsfonds nominiert und nahm diese Aufgabe ehrenamtlich über 17 Jahre bis zur Auflösung dieses Gremiums mit unerschöpflichem Engagement wahr.
Der Vorsitzende des Antragskomitees, Sir Franklin Berman, würdigte Kurt Hofmann als bestmögliche Wahl für diese schwierige Aufgabe, der zu deren Erfolg er maßgeblich beitrug. Sir Franklin betonte seine Wertschätzung für Dr. Hofmanns enzyklopädisches Wissen, seine juristischen Fähigkeiten sowie seinen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit und hob auch seine menschlichen Vorzüge hervor:
„Dr. Hofmann was as near as one could come to the ideal choice for Austrian member of the Committee. He combined an encyclopaedic knowledge, often into the finest detail, of conditions in Austria in the post-War period, together with wide legal understanding and juristisches Feingefühl, and a burning inner sense for justice and injustice, and all expressed with kindness and old-school graciousness, including towards the many young staff members of the Entschädigungsfonds.“
Von den MitarbeiterInnen des Allgemeinen Entschädigungsfonds wurde die Nachricht vom Ableben Dr. Hofmanns mit großer Betroffenheit aufgenommen. Sein umfassendes juristisches Wissen und nicht zuletzt seine genaue Kenntnis des Erbrechts waren – vor allem angesichts der in die ganze Welt vertriebenen AntragstellerInnen und deren Nachkommen – von immenser Bedeutung. Vor allem aber war für das junge Team die Zusammenarbeit mit
Dr. Hofmann stets von großer gegenseitiger Wertschätzung geprägt – seine Liebenswürdigkeit, sein Humor und vor allem sein fortwährender Einsatz für diese wichtige Aufgabe werden in besonderer Erinnerung bleiben.
Das verdienstvolle Wirken von Dr. Hofmann erfuhr mehrfach Würdigung, zuletzt 2018 durch die Verleihung des Österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst I. Klasse für sein außerordentliches Engagement im Dienste der Opfer des Nationalsozialismus.
Hannah Lessing, Generalsekretärin des Nationalfonds der Republik Österreich und des Allgemeinen Entschädigungsfonds für Opfer des Nationalsozialismus, blickt mit Dankbarkeit auf die Jahre der Zusammenarbeit zurück: „Es war mir eine Ehre, mit Kurt Hofmann arbeiten zu dürfen. Unsere Gedanken sind bei seiner Frau Grete und seiner Familie. Möge die Erinnerung an Kurt Hofmann immer ein Segen sein.“