Nationalfonds veröffentlicht Wegweiser zu den jüdischen Friedhöfen in Österreich
Der Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus hat einen „Wegweiser für BesucherInnen der jüdischen Friedhöfe in Österreich“ herausgebracht. Die auf Deutsch und Englisch erschienene Publikation wurde gemeinsam mit den Israelitischen Kultusgemeinden sowie zivilgesellschaftlichen Initiativen erstellt und umfasst erstmals alle bekannten jüdischen Friedhöfe sowie Israelitische Abteilungen von Friedhöfen im gesamten Bundesgebiet.

Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka, Vorsitzender des Nationalfonds und des Fonds zur Instandsetzung der jüdischen Friedhöfe (Friedhofsfonds), betont die Wichtigkeit aller Beiträge zur Erhaltung: „Gemeinsam, mit Hilfe der Standortgemeinden und zivilgesellschaftlicher Initiativen, die sich dankenswerterweise bereits seit Jahren um jüdische Friedhöfe sorgen, kann der dauerhafte Erhalt dieses kulturellen Erbes sichergestellt werden.“
Oberrabbiner Jaron Engelmayer von der IKG Wien unterstreicht die Bedeutung der jüdischen Friedhöfe: „In der jüdischen Tradition werden Friedhöfe deswegen auch Haus des Lebens oder Haus der Lebenden genannt, darauf hinweisend, dass das irdische Leben zwar ein Ende gefunden hat, nicht aber das seelische.“
Der Wegweiser ist ebenso handlich wie informativ: Mittels QR-Codes können Daten zu über 60 jüdischen Friedhöfen sowie bereits durchgeführte Sanierungsprojekte über die Website des Friedhofsfonds abgerufen werden. FOGIS, das Geo-Informationsportal des Nationalfonds, bietet zudem die Möglichkeit, die Friedhöfe auf interaktiven Karten via GPS zu erkunden. Neben den wichtigsten historischen Eckdaten, Informationen zum Besuch eines Friedhofs, einem Foto und Kartenausschnitt finden sich im Wegweiser auch Kontaktdaten zu AnsprechpartnerInnen für Führungen.
Für Hannah Lessing, Generalsekretärin des Nationalfonds und Friedhofsfonds, ist die Sanierung ein wegweisender Akt der Erinnerungsarbeit: „Jüdische Friedhöfe in Österreich waren über Jahrzehnte dem Verfall preisgegeben. Mit ihrer Sanierung gelingt es nun, schrittweise, sie in das kollektive Gedächtnis Österreichs zurückzuholen.“ Der Wegweiser ist in diesem Sinne ein Beitrag, um die jüdischen Friedhöfe in Österreich neuerlich in der Mitte der Gesellschaft zu verankern. Er soll neben dem praktischen Nutzen für BesucherInnen auch dabei helfen, regionale Geschichte zu bewahren und dafür zu sensibilisieren. Damit wird jüdische Geschichte in Österreich für kommende Generationen als Teil der eigenen Geschichte erlebbar.
Österreich verpflichtete sich im Washingtoner Abkommen zur Unterstützung bei der Restaurierung und Erhaltung jüdischer Friedhöfe in Österreich. Dazu wurde der Friedhofsfonds eingerichtet, der bis 2030 jährlich mit einer Million Euro an Bundesmitteln dotiert ist, um die Friedhofs-EigentümerInnen, die Mittel in gleicher Höhe für die Instandsetzungen aufbringen, bei den Sanierung der Friedhöfe zu unterstützen. Zudem ist der Fonds offen für Drittmittel. Nach der erfolgten Sanierung eines Friedhofs übernimmt die Standortgemeinde die weitere Erhaltung und Pflege für 20 Jahre. Bisher wurden auf 15 jüdischen Friedhöfen Sanierungsprojekte mit Fördermittel in Höhe von insgesamt rund 8,5 Millionen Euro unterstützt.
Die Publikation kann beim Nationalfonds der Republik Österreich unter office@nationalfonds.org bezogen werden.
Rückfragehinweis:
Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus
Tel. +43 1 408 12 63
E-Mail: presse@nationalfonds.org
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Pressefotos
Fotos des Wegweisers zum Mediengebrauch finden Sie in den "Pressefotos".