Rückstellung eines Gemäldes nach Veröffentlichung in der Kunst-Datenbank des Nationalfonds

Die Veröffentlichung erbloser herkunftsbedenklicher Kunstobjekte auf der Online-Kunst-Datenbank des Nationalfonds der Republik Österreich hat im Falle des Gemäldes "Bauernbesuch/In der Bauernstube" von Adriaen Ostade zu einer Kunstrückgabe an die Erben des ursprünglichen Eigentümers geführt. Das Gemälde aus dem 17. Jahrhundert, das bislang zum Bestand des Kunsthistorischen Museums (KHM) gehörte, wurde von der Commission for Looted Art in der Kunst-Datenbank identifiziert und soll nach einem jüngsten Beiratsbeschluss an die Erben von Bruno Jellinek restituiert werden.

Der ursprünglicher Eigentümer des Gemäldes, der tschechische Geschäftsmann Bruno Jellinek, flüchtete nach dem "Anschluss" 1938 aus Österreich; sein Kunstbesitz wurde von den NS-Behörden beschlagnahmt und teils an Privatpersonen, teils an staatliche Sammlungen verkauft. Das Ostade-Gemälde wurde von der VUGESTA (Gestapo) beschlagnahmt und ins Dorotheum eingebracht, jedoch noch vor einer geplanten Auktion am 2. Dezember 1941 um 16.000 Reichsmark an das KHM verkauft.

Das Bild war in der KHM-Liste der als "herrenlos" klassifizierten Kunstgegenstände enthalten, die das Museum dem Nationalfonds im Sommer 2006 zur Veröffentlichung in seiner Kunst-Datenbank übermittelt hatte. Wenige Wochen nach dem Start der Kunst-Datenbank am 17. Oktober 2006 konnte die "Commission for Looted Art in Europe", welche die Erben nach Bruno Jellinek vertritt, das Gemälde im Internet identifizieren. Anne Webber, Repräsentantin der Commission for Looted Art, kontaktierte das KHM und den Nationalfonds sowie die Kommission für Provenienzforschung. Letztere erstellte ein Dossier zum Gemälde und legte es dem Kunstrückgabe-Beirat zur Entscheidung vor. Dieser empfahl am 28. September 2007, das Kunstwerk an die Erben von Bruno Jellinek zurückzustellen. Bereits im Oktober 2001 hatte der Beirat die Rückgabe von fünf Kunstobjekten aus dem Bestand der Albertina an die Erben von Bruno Jellinek empfohlen.

Die Kunst-Datenbank des Nationalfonds beinhaltet einen nach Kategorien geordneten Katalog von derzeit über 8.700 Kunst- und Kulturgegenständen, die sich in Museen und Sammlungen der Republik Österreich oder der Stadt Wien befinden. Der Großteil der veröffentlichten Objekte ist Gegenstand von Kunstrückgabeverfahren. Der Objektbestand der Kunst-Datenbank wird laufend aktualisiert.

Die Veröffentlichung von Objekten in der Kunst-Datenbank erfolgt in Kooperation mit den betroffenen Museen und der österreichischen Provenienzforschung. Sie soll zur Klärung der Restitutionsfähigkeit der Kunstgegenstände beitragen. Zu diesem Zweck ist jedes Objekt nach kunsthistorischen Kriterien beschrieben und mit Informationen zum jeweiligen Stand des Rückgabeverfahrens versehen. Berechtigte können damit Kunstgegenstände identifizieren und sie vor der gesetzlich vorgesehenen Verwertung durch den Nationalfonds beanspruchen.