Susanne Doris Hochhauser

Jude Hochhauser ist in diesem Haus unerwünscht

Susanne Doris Hochhauser wurde am 30. November 1933 in Wien geboren und musste als Fünfjährige aufgrund ihrer jüdischen Abstammung mit ihrer Familie emigrieren.

In unserem Haus waren die Worte "Jude Hochhauser ist in diesem Haus unerwünscht" in die Mauer eingeritzt.

Mein Vater wurde im Mai 1938 aus unserer Wohnung abgeholt und in die Konzentrationslager Dachau und Buchenwald deportiert. Er hatte das Glück, im Jänner 1939 entlassen zu werden. Nach seiner Entlassung musste er sich jeden Tag bei der Gestapo melden, und es wurde ihm ein Termin gegeben, bis zum 12. Mai 1939 Österreich zu verlassen.

Unsere Familie hatte dann das Glück, ein Visum nach Bolivien zu bekommen, wo meine Eltern, meine Großmutter und ich, damals fünfeinhalb Jahre alt, am 11. Juni 1939 ankamen.

Als Ausländer und Juden wurde uns nicht gestattet, uns in den Städten niederzulassen, und wir wurden in die Dörfer abgeschoben. In Sacaba, einem Dorf bei Cochabamba, wo wir uns niederließen, lebten wir unter sehr primitiven Umständen, ohne fließendes Wasser, elektrisches Licht gab es nur ein paar Stunden am Abend. Es gab keine Kanalisation, sanitäre Anlagen waren nicht vorhanden. Bei unserer Ankunft wurden wir für zwei Monate in einer Schule untergebracht, wo bis zu 20 Personen in einem Raum schliefen.

Ich ging in die Mädchen-Dorfschule, wo mich die anderen Kinder wie eine Bewohnerin eines anderen Planeten angafften, mir die Kleider hochhoben und mir nachliefen, um zu sehen, was für Unterwäsche ich trug. So etwas hatten sie noch nie gesehen, da sie die Indianertracht trugen. Außerdem war ich Brillenträgerin, und das war auch eine Neuheit. Ich besuchte diese Dorfschule zweieinhalb Jahre lang und musste so gut wie möglich mit diesen ständigen Belästigungen fertig werden. Um mich zu verständigen, musste ich nicht nur Spanisch lernen, sondern auch Quechua, die Indianersprache.

Danach übersiedelten wir in die Stadt Cochabamba, wo meine Eltern ein kleines Detailgeschäft eröffneten, das nicht genug für vier Personen einbrachte. Deshalb fuhren meine Eltern und ich auf Märkte in andere Dörfer. Ich wurde mitgenommen, weil ich Quechua beherrschte und mich mit den Kunden verständigen konnte. Wir wohnten hinter dem Geschäft, meine Mutter kochte unter einer Stiege, das Klosett war im dritten Hof und das Wasser musste auch von dort geholt werden. In der Schule in der Stadt wurde ich von den Kindern verfolgt und umringt, die mich zwingen wollten, das Kreuz zu küssen und am katholischen Religionsunterricht teilzunehmen.

Da mein Vater jedes Jahr eine andere Krankheit hatte, waren meine Eltern nicht in der Lage, meine Ausbildung zu finanzieren, und ich musste mit 15 Jahren meinen ersten Ganztagsposten annehmen. Leider haben diese Umstände es mir unmöglich gemacht, meine Ausbildung zu vervollkommnen. Obwohl ich sehr begabt war, habe ich nicht einmal die Matura machen können, was mir im späteren Leben sehr geschadet hat und mich gezwungen hat, schlecht bezahlte Posten anzunehmen.

1968 übersiedelte Susanne Doris Hochhauser mit ihrer Mutter in die USA, wo sie seither lebt.