Zur Dokumentation lebensgeschichtlicher Erinnerungen

Das Interesse der Öffentlichkeit am Einzelschicksal derjenigen Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen Opfer des nationalsozialistischen Regimes wurden, hat in Österreich sehr spät eingesetzt und war lange Zeit auf bestimmte Opfergruppen beschränkt. Umso wichtiger ist es jetzt – da die Menschen, die von den damaligen Ereignissen aus eigener Erinnerung berichten können, immer weniger werden –, diese Erinnerungen und dieses Wissen zu bewahren und weiterzugeben.

Aus diesem Verständnis heraus war der Nationalfonds von Anbeginn seines Bestehens an bemüht, diese wertvollen lebensgeschichtlichen Zeugnisse an eine interessierte Öffentlichkeit zu tragen.

Die erste Veröffentlichung von Lebensgeschichten von Überlebenden des Holocaust erfolgte mit dem schmalen Bändchen "In die Tiefe geblickt" im Jahr 2000 zum fünfjährigen Bestehen des Nationalfonds. Zum zehnjährigen Bestehen des Nationalfonds konnten im Rahmen des Jubiläumsbandes "Einblicke. Ausblicke" weitere Schicksale von Opfern des Nationalsozialismus dokumentiert werden.

Im Gedenkjahr 2008, 70 Jahre nach dem "Anschluss" Österreichs an das Deutsche Reich, begann der Nationalfonds anlässlich des von der damaligen Nationalratspräsidentin Mag.a Barbara Prammer im Parlament veranstalteten Gedenktages gegen Gewalt und Rassismus zum Schwerpunkt "War nie Kind" damit, auch seine Website zur Veröffentlichung lebensgeschichtlicher Zeugnisse zu nutzen. Diese Online-Sammlung lebensgeschichtlicher Erinnerungen wird seitdem laufend erweitert und ist in der Zwischenzeit zu einer beachtlichen Sammlung angewachsen.

Im Jahr 2010 erschien anlässlich "15 Jahre Nationalfonds" eine zweibändige Jubiläumspublikation, wovon ein Band ausschließlich den Lebensgeschichten von Opfern des Nationalsozialismus gewidmet war. Aus diesem Band ist schließlich ein Jahr darauf die Buchreihe „Erinnerungen. Lebensgeschichten von Opfern des Nationalsozialismus“ hervorgegangen. Die Bände der Buchreihe "Erinnerungen" können über den Nationalfonds erworben werden und werden österreichischen Schulen für die Verwendung im Unterricht und für die Schulbibliotheken kostenlos zur Verfügung gestellt.

Der Nationalfonds hofft mit der Veröffentlichung und Verbreitung dieser wertvollen lebensgeschichtlichen Erinnerungen einen Beitrag für das kollektive Gedächtnis Österreichs leisten zu können und diese für künftige Generationen als Zeichen der Mahnung, aber auch der Hoffnung zu bewahren. Die persönlichen Erinnerungen und Erzählungen vieler tausender Menschen, die diese im Zuge ihrer Antragstellung beim Nationalfonds hinterlassen haben, stellen in diesem Sinne einen wertvollen geschichts- und gesellschaftspolitischen "Schatz" dar.