Newsletter Dezember 2023
In unserem letzten Newsletter des Jahres 2023 dürfen wir Sie unter anderem über die Ergebnisse der Kuratoriumssitzung vom 5. Dezember informieren. Darüber hinaus gibt der Newsletter ein Update über die Tätigkeiten des Nationalfonds in den letzten Monaten sowie über neue Aufgaben und Strukturen ab 2024.
Nationalfonds
Neue Aufgaben und Strukturen für die Zukunft
Der Nationalrat hat am 24. November 2023 einstimmig eine Novelle des Nationalfondsgesetzes beschlossen.
Die Aufgaben des Nationalfonds werden unter anderem um die Unterstützung von Gedenkdienstleistenden sowie um internationale Austauschprogramme für Jugendliche erweitert. Eine wesentliche Neuerung ist auch die Umsetzung einer NS-Gedenkstätte für Roma und Sinti und die Übernahme eines Teils der Grabgebühren für Holocaust-Überlebende aus den Reihen der Roma und Sinti. Die Aufgabe des Fonds, lebensgeschichtliche Zeugnisse von Opfern des Nationalsozialismus zu sammeln und zu dokumentieren, wird zukünftig auch auf deren Familien und Nachkommen erweitert. Wie bisher wird der Nationalfonds auch in Zukunft alle Opfergruppen in seinen Projekten und Tätigkeiten berücksichtigen.
Um den Informationsaustausch und die Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen Organisationen und Einrichtungen im Bereich der Aufarbeitung der NS-Geschichte und diesbezüglicher Präventionsarbeit zu vertiefen, ist die Bereitstellung einer Plattform durch den Nationalfonds sowie eine jährlich stattfindende Konferenz vorgesehen.
Mit der Novelle wurde auch die Organisation des Nationalfonds adaptiert: so wird das Komitee des Fonds um vier weitere Mitglieder erweitert, um die wissenschaftliche Expertise auszubauen. Zudem wird der Hauptausschuss des Nationalrats in die Bestellung eines neuen Zweier-Vorstands eingebunden.
Außerordentliche Gestezahlung
Die österreichische Bundesregierung hat am 20. September 2023 eine einmalige außerordentliche Gestezahlung in der Höhe von rund 5.000 Euro an Opfer des Nationalsozialismus aus Österreich nach den Kriterien des Nationalfonds beschlossen. Nach Schätzungen kann von rund 3.500 bis 4.000 anspruchsberechtigten Personen in über 50 Ländern weltweit ausgegangen werden.
Der Nationalfonds hat im Oktober mögliche Begünstigte per Informationsschreiben kontaktiert und erhielt bereits zahlreiche Rückmeldungen aus aller Welt. Rund 850 NS-Überlebende aus Österreich haben die außerordentliche Gestezahlung bereits erhalten; die älteste Person ist 105 Jahre alt.
Weitere Informationen zur außerordentliche Gestezahlung: https://www.nationalfonds.org/gestezahlung.
Zusätzliche Unterstützung für Holocaust-Überlebende aus Österreich in Israel
Das Kuratorium des Nationalfonds hat in seiner Sitzung am 12. Oktober 2023 einstimmig eine Soforthilfe an Holocaust-Überlebende aus Österreich in Israel in Höhe von 150.000 Euro beschlossen. Damit wird das Zentralkomitee der österreichischen Juden in Israel unterstützt, das aktuell etwa 400 NS-Überlebende aus Österreich betreut und zudem finanzielle Hilfeleistungen bei sozialer Bedürftigkeit ermöglicht.
Projektförderungen
Das Kuratorium des Nationalfonds hat am 5. Dezember 79 Projektförderanträge mit einer Gesamtfördersumme von rund 434.000 Euro genehmigt.
Die Projektförderungen verteilten sich auf folgende Kategorien:
- Bildung / Forschung / Wissenschaft / Archiv / Recherche: 17 Projekte
- Veranstaltungen – Theater / Ausstellungen / Symposien / Konzerte: 21 Projekte
- Gedenkstätten / Gedenktafeln / Gedenkveranstaltungen / Gedenkfahrten: 9 Projekte
- Medien – Bücher / DVD / CD / Dokumentarfilme / Hörbücher: 32 Projekte
2023 wurden insgesamt 174 Projektförderanträge genehmigt.
Einen Überblick über sämtliche vom Nationalfonds geförderten Projekte und Programme bietet die Projekte-Datenbank.
Simon-Wiesenthal-Preis 2023
Von März bis Juni 2023 war zum dritten Mal der Simon-Wiesenthal-Preis für besonderes zivilgesellschaftliches Engagement gegen Antisemitismus und für Aufklärung über den Holocaust ausgeschrieben. Beim Nationalfonds der Republik Österreich sind rund 200 Bewerbungen aus 30 Ländern weltweit eingelangt – unter anderem aus Europa, Nord-, Mittel- und Südamerika, dem Nahen und Mittleren Osten, Südafrika und Australien. Die jüngste einreichende Person ist 17, die älteste 103 Jahre alt.
Die Simon-Wiesenthal-Preis Jury hat alle eingelangten Bewerbungen sorgfältig geprüft, im Oktober 2023 mögliche Preisträger:innen nominiert und diesen Vorschlag dem Kuratorium des Nationalfonds zur Entscheidung vorgelegt.
Für den Hauptpreis für zivilgesellschaftliches Engagement gegen Antisemitismus und für die Aufklärung über den Holocaust sind folgende Bewerbungen nominiert (Nennung in alphabetischer Reihenfolge):
- AMCHA (Israel)
- CASA STEFAN ZWEIG (Brasilien)
- JAN GRABOWSKI (Kanada)
- LIKRAT – LASS UNS REDEN! (Österreich & Schweiz)
Für den Preis für zivilgesellschaftliches Engagement gegen Antisemitismus sind folgende Bewerbungen nominiert (Nennung in alphabetischer Reihenfolge):
- ASOCIACIÓN CULTURAL MOTA DE JUDÍOS (Spanien)
- ELNET (Deutschland)
- SOS MITMENSCH (Österreich)
Für den Preis für zivilgesellschaftliches Engagement für die Aufklärung über den Holocaust sind folgende Bewerbungen nominiert (Nennung in alphabetischer Reihenfolge):
- ALOIS UND ERNA WILL (Österreich)
- CENTROPA (Österreich)
- HEIDEMARIE UHL, verstorben 2023 (Österreich)
Ein besonderes Anliegen ist der Jury eine Ehrung der Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, die für den Preis vorgeschlagen wurden. Das Erzählen ihres Erlebten ist das eindrücklichste und bedeutendste Zeugnis in der Aufarbeitung des Holocaust und im Engagement gegen Antisemitismus.
Folgende Zeitzeuginnen und Zeitzeugen sollen eine besondere Wertschätzung erfahren und im Rahmen des Simon-Wiesenthal-Preises 2023 geehrt werden:
- HELGA FELDNER-BUSZTIN (Österreich)
- JENO FRIEDMANN (USA)
- OCTAVIAN FÜLÖP (Rumänien)
- NAFTALI FÜRST (Israel)
- MARIA GABRIELSEN (Norwegen)
- VIKTOR KLEIN (Österreich)
- OTTO NAGLER (Israel)
- KATHARINA SASSO (Österreich)
- LIESE SCHEIDERBAUER (Österreich)
- MARIAN TURSKI (Polen)
Auf Grundlage der Nominierungen der Jury hat das Kuratorium des Nationalfonds im Dezember seine Entscheidung über die Preisträgerinnen und Preisträger des Simon-Wiesenthal-Preises 2023 getroffen und aus den drei Kategorien jeweils eine Preisträgerin bzw. einen Preisträger ausgewählt.
Die Bekanntgabe der Preisträger:innen und die Ehrung der Zeitzeug:innen findet am 12. März 2024 im Rahmen einer Veranstaltung im Parlament statt.
Studienfahrt für Lehrende an die Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau
Im Oktober 2023 führten der Nationalfonds und das OeAD-Programm ERINNERN:AT in Kooperation mit der PH Wien erstmalig eine Studienfahrt an die Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau für 23 Lehrenden des Sekundarstufe II durch. Mit Hilfe der Materialien zur Vor- und Nachbereitung des Gedenkstätten- und Ausstellungsbesuchs sowie bei der viertägigen Studienfahrt lernten die Pädagog:innen die Gedenkstätte und die neue österreichische Länderausstellung kennen und setzten sich gemeinsam mit einem kleinen Team von Expert:innen mit den Herausforderungen eines Schulbesuchs auseinander.
Interpädagogica 2023
Im November war der Nationalfonds auf der Interpädagogica, Österreichs Fachmesse für den pädagogischen Bereich in Linz vertreten. Die Messe verzeichnete rund 12.000 Besucher:innen. Der Fonds stellte die Publikationen der Buchreihe „Erinnerungen“ vor, darunter auch den neuen Band 7 zum Schwerpunkt „Exil in Neuseeland“.
European Holocaust Research Infrastructure
Der Nationalfonds beteiligte sich auch im Jahr 2023 am Prozess der Konstituierung eines nationalen Konsortiums im Rahmen der European Holocaust Research Infrastructure (EHRI). Das Projekt hat das Ziel, eine digitale Forschungsinfrastruktur zur Verfügung zu stellen.
Im Rahmen des Jahresschwerpunktes zu „Ego-Dokumenten“ veranstaltete der Nationalfonds im Oktober gemeinsam mit erinnern.at ein EHRI-AT-Seminar und nahm im Dezember an der zweiten EHRI-AT-Tagung am Centrum für jüdische Studien an der Universität Graz teil. Themen der Beiträge des Nationalfonds waren einerseits die Aufbereitung von Erinnerungsberichten für die Digital Humanities und deren Einsatz in der Vermittlungsarbeit sowie andererseits Ego-Dokumente von Opfern des Nationalsozialismus als historische Quelle und ihre Bedeutung für eine integrierte Geschichte des Holocaust.
Fonds zur Instandsetzung der jüdischen Friedhöfe in Österreich
Das Kuratorium für den Fonds zur Instandsetzung der jüdischen Friedhöfe in Österreich genehmigte in seiner Sitzung vom 5. Dezember die beiden vom Beirat zur Beschlussfassung empfohlenen Instandsetzungsprojekte:
- Für den jüdischen Friedhof Währing wurden die Sanierung einer Teilfläche mit 354 Grabsteinen mit Fördermitteln von rund 317.500 Euro genehmigt; insgesamt wurden bisher rund 2 Millionen Euro an Fördermitteln für diesem Friedhof genehmigt.
- Für den jüdischen Friedhof am Zentralfriedhof Tor 4 wurden Generalplanerleistungen mit Fördermitteln in Höhe von rund 538.000 Euro genehmigt. Diese umfassen eine Masterplanung inklusive Objekt- und Schadensaufnahmen, restauratorische Arbeiten und Ersatzplanzungen; insgesamt wurden bisher rund 1,4 Millionen Euro an Fördermittel für diesen Friedhof genehmigt.
Am 12. Oktober konnten Mitglieder des Kuratoriums und des Beirats des Friedhofsfonds den jüdischen Friedhof in Währing besichtigen und sich ein Bild vom Fortschritt der Instandsetzungsarbeiten machen.
Seit der Einrichtung des Friedhofsfonds konnten 65 Sanierungsprojekte auf 17 jüdischen Friedhöfen in Österreich mit rund 12 Millionen Euro an Bundesmitteln realisiert werden.
Die am 24. November 2023 einstimmig vom Nationalrat beschlossene Novellierung des Friedhofsfondsgesetzes ermöglicht eine Intensivierung und Fortführung der Sanierung der jüdischen Friedhöfe in Österreich für weitere 20 Jahre. Zudem wurden die künftig zur Verfügung stehenden Fördermittel auf 1,2 Millionen Euro jährlich erhöht.
Während der Feiertage
Vom 25. Dezember bis 5. Jänner ist unser Büro geschlossen.
Sie erreichen uns wieder ab Montag, den 8. Jänner 2024 zu unseren Öffnungszeiten.
Wir wünschen Ihnen schöne Feiertage und einen guten Rutsch ins neue Jahr 2024!
Ihr Nationalfonds-Team