Newsletter August 2022
Sehr geehrte Damen und Herren,
wir hoffen, Sie hatten einen erholsamen Sommer.
Mit diesem Newsletter dürfen wir Sie über die laufenden Tätigkeiten des Nationalfonds sowie über aktuelle Möglichkeiten der Antragstellung informieren.
Nationalfonds
Simon-Wiesenthal-Preis 2022
Auch heuer vergibt der Nationalfonds den Simon-Wiesenthal-Preis an Personen und Personengruppen aus der Zivilgesellschaft , die sich besonders gegen Antisemitismus und für Aufklärung über den Holocaust engagieren. Einreichungen für den Simon-Wiesenthal-Preis 2022 sind noch bis einschließlich 15. September 2022 über das Online-Bewerbungsformular möglich.

Der Simon-Wiesenthal-Preis 2022 ist in den beiden Kategorien „Zivilgesellschaftliches Engagement gegen Antisemitismus“ und „Zivilgesellschaftliches Engagement für die Aufklärung über den Holocaust“ mit jeweils 7.500 Euro dotiert. Darüber hinaus wird ein Hauptpreis als Auszeichnung für besonderes zivilgesellschaftliches Engagement gegen Antisemitismus und/oder für die Aufklärung über den Holocaust vergeben, der mit 15.000 Euro dotiert ist.
Sie können sich selbst – als Einzelperson oder als Gruppe – bewerben oder auch eine andere Person oder Personengruppe für den Preis vorschlagen.
Näheres zum Verfahren sowie die Teilnahmebedingungen finden Sie in den Richtlinien. Anbei finden Sie ein Infoblatt (Deutsch und Englisch) mit näheren Informationen zum Wiesenthalpreis. Bitte leiten Sie dieses gerne an Ihnen bekannte Personen oder Personengruppen weiter, die sich gegen Antisemitismus und für die Aufklärung über den Holocaust engagieren.
Projektförderungen
Im aktuellen Einreichverfahren für Projekte ist das neue Online-Antragsformular für Projektförderungen im Einsatz. Dieses ersetzt die bisherige analoge Antragstellung mittels PDF-Antragsformular.
Im elektronischen Bearbeitungssystem zur Projektförderung können Antragsteller*innen neue Anträge stellen, Änderungen einbringen sowie Projektdokumentationen einreichen.

Anträge für Projektförderungen können laufend eingereicht werden. Das Komitee und das Kuratorium des Nationalfonds entscheiden über die zur Förderung eingereichten Projekte zweimal im Jahr. Anträge für die Herbstsitzung müssen spätestens am 1. September, Anträge für die Frühjahrssitzung spätestens am 1. Februar beim Nationalfonds einlangen.
Die Voraussetzungen zur Projekteinreichung finden Sie in den Informationen zur Antragstellung und Abwicklung sowie in den Richtlinien.
Näheres zu den bisher geförderten Projekten finden Sie in der Datenbank mit allen geförderten Projekten.
Österreich-Ausstellung in Auschwitz
Seit der Eröffnung der neuen Österreich-Ausstellung im staatlichen Museum Auschwitz Birkenau am 4. Oktober letzten Jahres haben über 1000 Besucher*innen ihre Eindrücke und Gefühle im virtuellen Gästebuch der Ausstellung niedergeschrieben. Die Einträge zeigen, dass den Menschen die Geschichte dieses Ortes nicht gleichgültig ist, dass sie mit den Leiden der Opfer mitfühlen, und dass viele die Erinnerung an die Naziverbrechen als Mahnung verstehen.
Am 6. Juli 2022 wurde in der Botschaft der Republik Polen in Wien an Generalsekretärin des Nationalfonds Hannah Lessing das Kavalierkreuz des Verdienstordens der Republik Polen verliehen. Die polnische Botschafterin Jolanta Ròza Kozlowska überreichte in Anwesenheit des österreichischen Außenministers Alexander Schallenberg, des Direktoriums des Staatlichen Museums Auschwitz-Birkenau sowie weiterer Festgäste aus Österreich und aus Polen die Auszeichnung an Hannah Lessing in Würdigung ihrer Verdienste um die österreichische Länderausstellung im Staatlichen Museum auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau. Lessing nahm die Ehrung namens aller Mitwirkenden an diesem wichtigen Projekt dankend an.
In der Wienbibliothek im Rathaus wird aktuell in Kooperation mit dem Nationalfonds die Ausstellung "Die Hochzeit von Auschwitz" gezeigt. Sie erzählt die Geschichte des Widerstandskämpfers Rudolf Friemel aus Wien, der sich 1936 den Internationalen Brigaden in Spanien anschloss. Dort verliebte er sich in Margarita Ferrer Rey. Am 26. April 1941 kam der gemeinsame Sohn Edouard zur Welt. Dann wurde das Paar getrennt. Rudolf Friemel kam 1942 als politischer Häftling ins KZ Auschwitz. Noch aus dem KZ heraus versuchte er, seine Zivilehe mit Margarita legitimieren zu lassen, um ihr und Edouard einen Aufenthalt im Deutschen Reich zu ermöglichen.
Wie durch ein Wunder wurde sein Ansuchen genehmigt. Seine Frau, der gemeinsame Sohn und Rudolf Friemels Vater durften nach Auschwitz kommen, wo am 18. März 1944 die Hochzeit stattfand. Der Fotograf des Erkennungsdienstes, der Häftling Wilhelm Brasse, fertigte die Hochzeitsbilder an. Für die Hochzeitsnacht wurde ein Zimmer im Lagerbordell freigemacht. Nach der Hochzeit trennten sich ihre Wege, ein Wiedersehen gab es nicht. Friemel wurde nach Aufdeckung eines Ausbruchsversuchs gemeinsam mit anderen Widerstandskämpfern 1944 hingerichtet.
Im Zuge der Recherchen für die neue Österreich-Ausstellung in Auschwitz konnte von den Kurator*innen der Kontakt zum Enkel von Rudolf Friemel hergestellt werden, der den Nachlass seines Großvaters im Frühjahr 2022 an die Wienbibliothek im Rathaus übergab. In der Ausstellung sieht man nun unter anderem das Einladungstelegramm, die Fotos von der "Hochzeit von Auschwitz" und Glückwunschbillets der Mithäftlinge.
Die Ausstellung im Foyer der Wienbibliothek kann bis 30. September 2022 von Montag bis Freitag, 9.00 bis 19.00 Uhr, bei freiem Eintritt besucht werden: Wien 1., Rathaus, Eingang Felderstraße, Stiege 6, Glaslift, 1. Stock, T: +43 1 4000 84915. Führungstermine zur Ausstellung hier.

Fonds zur Instandsetzung der jüdischen Friedhöfe in Österreich
Bislang konnte der Fonds zur Instandsetzung der jüdischen Friedhöfe in Österreich (Friedhofsfonds) 57 Sanierungsprojekte auf 16 jüdischen Friedhöfen im gesamten Bundesgebiet fördern und begleiten. Insgesamt wurden Fördermittel des Bundes in Höhe von rund 9,7 Millionen Euro bewilligt.
Nach umfassenden Sanierungsarbeiten konnten im Juni bzw. Juli 2022 die jüdischen Friedhöfe in Baden bei Wien und Graz an die Standortgemeinden übergeben werden.
Baden
Am 21. Juni 2022 wurde der jüdische Friedhof in Baden offiziell an die Standortgemeinde zur weiteren Pflege übergeben. Der Friedhof wurde von 2017 bis 2021 mit Mittel des Friedhofsfonds in Höhe von in Höhe von rund 1,160.000 Euro saniert. Das Land Niederösterreich förderte die Sanierung mit rund 390.000 Euro. In drei Teilprojekten wurden das Friedhofswärterhaus, die Mauern und Grabsteine instandgesetzt.
An der feierlichen Übergabe nahmen unter anderem der Vorsitzende des Kuratoriums des Fonds zur Instandsetzung der jüdischen Friedhöfe in Österreich, Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka, Abgeordneter Christoph Kainz als Vertreter von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, der Bürgermeister von Baden bei Wien, Stefan Szirucsek und der Präsident der jüdischen Gemeinden Graz und Baden bei Wien, Eli Rosen, teil. Mehr lesen

Graz
Am 12. Juli 2022 wurde der jüdische Friedhof in Graz nach sieben Jahren Sanierung an die Standortgemeinde für die weitere Pflege übergeben. Der Friedhof wurde von 2014 bis 2022 mit Mitteln des Friedhofsfonds in Höhe von rund 1,1 Millionen Euro umfassend saniert. In fünf Teilprojekten wurden die Einfriedungsmauern und Grabsteine instandgesetzt sowie die Zeremonienhalle und das Friedhofwärterhaus restauriert. Alle Grabsteine wurden neu eingemessen und in einer Datenbank erfasst. Weiters konnten historische Alleebäume gerettet werden. Der Friedhof hat somit sein ursprüngliches Erscheinungsbild zurückerhalten.
Bei der feierlichen Übergabe waren unter anderem der Vorsitzende des Kuratoriums des Fonds zur Instandsetzung der jüdischen Friedhöfe in Österreich, Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka, der Präsident der Jüdischen Gemeinde Graz, Elie Rosen, die Generalsekretärin des Fonds zur Instandsetzung der jüdischen Friedhöfe in Österreich, Hannah Lessing, die Präsidentin des Steiermärkischen Landtags in Vertretung des Landeshauptmannes der Steiermark, Manuela Khom, die Bürgermeisterin von Graz, Elke Kahr, der Grazer Gemeinderat Peter Piffl-Percevic sowie Vertreter*innen mehrerer Religionsgemeinschaften anwesend. Mehr lesen

Aviso: Jüdische Friedhöfe am Tag des Denkmals am 25. September
Am Tag des Denkmals am 25. September 2022 werden mehrere jüdische Friedhöfe Ihre Pforten für interessierte Besucher*innen und Führungen anbieten: In Wien die jüdischen Friedhöfe Seegasse und Währing, in Niederösterreich die jüdischen Friedhöfe Hollabrunn, Krems, Wiener Neustadt und in Oberösterreich der jüdische Friedhof Steyr.
Weiterführende Informationen zum Programm und zu den Anmeldungen für Führungen finden Sie auf der Website des Bundesdenkmalamtes zum Tag des Denkmals.