Newsletter Dezember 2025
Sehr geehrte Damen und Herren,
mit diesem Newsletter dürfen wir Sie über Neuigkeiten aus dem Nationalfonds und Friedhofsfonds informieren.
🖼️Ausstellungseröffnung und Buchpräsentation in Buenos Aires, Tel Aviv und London

Foto: Nationalfonds
Unsere Wanderausstellung "Vom Vergessen zum Erinnern | From Repression to Remembrance" macht Station in Buenos Aires, Tel Aviv und London!
Ein besonderes kulturelles Ereignis steht in Buenos Aires bevor: Am 11. Dezember 2025 wird die Ausstellung in Kooperation mit der Österreichischen Botschaft im Museo del Holocausto in Buenos Aires eröffnet. Die feierliche Eröffnung wird durch Reden des österreichischen Botschafters in Argentinien und eines Museumsvertreters eingeleitet. Ein Höhepunkt des Programms ist das anschließende Podiumsgespräch: Eine Holocaust-Überlebende, die für das Projekt „Verlorene Nachbarschaft“ interviewt wurde, trifft auf eine Vertreterin der dritten Generation von NS-Opfern. Darüber hinaus wird die Ausstellung im Zentrum des Raumes einen kleinen Tisch mit persönlichen Gegenständen und Briefen von zwei überlebenden österreichischen Familien zeigen, die als berührende Zeugnisse des Überlebens dienen.
Am 16. Dezember 2025 wird die zweisprachige Ausstellung im Klub der Österreicher in Tel Aviv eröffnet. In Kooperation mit der Österreichischen Botschaft in Tel Aviv und dem Zentralkomitee der österreichischen Juden in Israel wird die Ausstellung in den Räumlichkeiten des Klubs der Österreicher in der Ester haMalka 7, Tel Aviv eröffnet. Am Programm steht eine Podiumsdiskussion mit den Stimmen aus drei Generationen, an der unter anderem Nationalfonds-Vorständin Hannah Lessing und der Historiker und Professor für Zeitgeschichte Albert Lichtblau teilnehmen. Die Interviews, die Lichtblau mit Holocaust-Überlebenden in Israel führte, waren eine Grundlage von Band 8 der Buchreihe "Erinnerungen" mit dem Themenschwerpunkt „Flucht nach Palästina/Leben in Israel“, die im Rahmen der Ausstellungseröffnung ebenfalls präsentiert wird.
Am 21. Jänner 2026 wird die Ausstellung in Kooperation mit dem Österreichischen Kulturforum in London eröffnet. Details dazu folgen.
🥇Simon-Wiesenthal-Preis 2025 - Ausschreibung läuft

Foto: © Erich Lessing/Lessingimages Wien
Die Ausschreibung und Bewerbung für den Simon-Wiesenthal-Preis 2025 läuft. Die mit insgesamt 30.000 Euro dotierte Auszeichnung wird für zivilgesellschaftliches Engagement gegen Antisemitismus und für die Aufklärung über den Holocaust an bis zu drei Personen oder Personengruppen vergeben. Ziel der Arbeiten soll es sein, Wissen über den Holocaust zu vermitteln und dadurch das gesellschaftliche Verständnis für die Mechanismen und Folgen sowie das Bewusstsein für die Gefahren des Antisemitismus zu stärken.
Einreichungen sowie Nominierungen sind über das Onlinebewerbungsformular auf der Simon-Wiesenthal-Preis-Website in deutscher und englischer Sprache möglich. Die Vergabe des Simon-Wiesenthal-Preises erfolgt in den zwei Kategorien zivilgesellschaftliches Engagement gegen Antisemitismus (7.500 Euro) sowie zivilgesellschaftliches Engagement für die Aufklärung über den Holocaust (7.500 Euro). Darüber hinaus wird ein Hauptpreis vergeben, der mit 15.000 Euro dotiert ist.
🤝Projektförderungen
Das Kuratorium des Nationalfonds genehmigte am 11. November 2025 insgesamt 50 Projektförderanträge mit einer Gesamtfördersumme von rund 313.000 Euro.
Aufgrund der hohen Anzahl an Projektförderanträgen - heuer wurden mehr als doppelt so viele Projektanträge gestellt wie im Vorjahr - ist die Einreichfrist im November 2025 entfallen. Die aktuelle Einreichfrist für Projektförderanträge läuft noch bis 1. Februar 2026.
Der Schwerpunkt zur Förderung von Projekten, die der Identifikation und Bekämpfung von Desinformation in Online-Medien dienen, wird im kommenden Jahr fortgeführt. Im Fokus stehen dabei vor allem Projekte, die darauf abzielen, Desinformationen entgegenzuwirken, welche den Holocaust relativieren oder die Erinnerungskultur unterminieren. Dafür wird auch 2026 ein Drittel des gesamten Projektförderungsbudgets bereitgestellt.
Insgesamt hat der Nationalfonds bisher über 3.200 Projekte und Programme in Höhe von rund 41 Millionen Euro gefördert. Einen Überblick über sämtliche vom Nationalfonds geförderten Projekte und Programme finden Sie in unserer Projekte-Datenbank.
🏆Festakt im Parlament würdigte 30 Jahre Nationalfonds

Foto: Parlamentsdirektion/Johannes Zinner
Vor dreißig Jahren, am 27. April 1995, trat zum 50. Jahrestag der Wiederherstellung der Republik das Bundesgesetz über den Nationalfonds in Kraft. Mit einem Festakt im Parlament am 10. November 2025 blickte der Nationalfonds am Ort seiner Entstehung auf drei Jahrzehnte der tätigen Verantwortung gegenüber den Opfern des Nationalsozialismus zurück. Neben dem Rückblick auf das Geleistete standen die gegenwärtigen und künftigen Aufgaben des Nationalfonds im Mittelpunkt der Veranstaltung.
Zweiter Nationalratspräsident Peter Haubner betonte, dass das vom NS-Terror verursachte Leid niemals vergessen oder verharmlost werden dürfe. Der Nationalfonds habe durch vielfältige Projekte zur Anerkennung des erlittenen Unrechts beigetragen und die Erinnerung über Generationen hinweg bewahrt.
Bundespräsident Alexander Van der Bellen würdigte die „tätige Verantwortung“ des Nationalfonds und seine Rolle als "Brückenbauer" zwischen den Überlebenden, ihren Nachkommen und Österreich. Erinnerung, so Van der Bellen, bedeute auch Anerkennung – und bleibe ein nie abgeschlossener Prozess.
Über die Schaffung des Fonds und die Bedeutung dieses Schrittes sprachen Nationalratspräsident a.D. Andreas Khol und Bundeskanzler a.D. Franz Vranitzky mit Nationalfonds-Vorständin Hannah Lessing – ein Gespräch über Verantwortung, Wandel und die Kraft des Erinnerns.
Ein weiterer Höhepunkt des Festakts war die berührende Lesung von Sarah Gärtner-Horvath und Yuval Yaary, beide Nachkommen der dritten Generation, aus Erinnerungen ihrer Vorfahren.
Ein Bericht mit Bildergalerie und Video des Festaktes finden Sie hier.
📖Neuerscheinung zum 30-jährigen Bestehen des Nationalfonds

Im Rahmen des Festakts am 10. November 2025 erschien die Publikation "30 Jahre Nationalfonds".
Die Publikation würdigt das 30-jährige Bestehen des Nationalfonds und beginnt mit Vorworten von Bundespräsident Alexander Van der Bellen, dem Zweiten Nationalratspräsidenten Peter Haubner sowie den Vorständinnen Hannah M. Lessing und Judith Pfeffer. In der Einleitung thematisiert Hannah Lessing den Wandel "Vom Vergessen zum Erinnern", gefolgt von Worten ehemaliger Kuratoriumsvorsitzender wie Heinz Fischer, Doris Bures und Wolfgang Sobotka.
Im Kern beleuchtet die Publikation die sich wandelnden Aufgaben des Nationalfonds: von der Opferanerkennung und den Gestezahlungen über das Erfassen und Bewahren von 40.000 Lebenswegen bis hin zur Dokumentation von Lebensgeschichten und der Frage des Nationalfonds ohne lebende Zeitzeug:innen. Zentrale Aufgaben wie die Projektförderungen, die Umsetzung des Washingtoner Abkommens 2001, die Entschädigung und Naturalrestitution durch den Allgemeinen Entschädigungsfonds, die Instandsetzung jüdischer Friedhöfe, die Österreichische Ausstellung in Auschwitz-Birkenau und die Shoah Namensmauern Gedenkstätte werden ebenso behandelt wie die Förderung und Verbreitung von Wissen über den Holocaust.
Gastbeiträge steuerten die Komitee-Mitglieder Susanne Janistyn-Novák, Ferdinand Trauttmansdorff, Brigitte Bailer, Otto Hochreiter, Gerald Lamprecht und Ljiljana Radonić, die langjährige wissenschaftliche Leiterin des Nationalfonds Renate Meissner, die Antisemitismus-Beauftragte der Europäischen Kommission Katharina von Schnurbein, Oberrabbiner Jaron Engelmayer, Direktor des Museums Auschwitz-Birkenau Piotr Cywinski und der Initiator der Shoah-Namensmauer und Holocaust-Überlebende Kurt Yakov Tutter.
Abschließend wirft Judith Peffer im Ausblick einen Blick auf die Zukunft der Erinnerung und die neuen Verantwortlichkeiten des Nationalfonds. Der Annex liefert ergänzende Informationen wie eine Timeline, Zahlen, Daten, Fakten sowie eine Übersicht der Organe und Gremien.
Die Publikation "30 Jahre Nationalfonds" können Sie kostenlos beim Nationalfonds gegen Portoübernahme bestellen oder abholen.
📚 Rückblick: Der Nationalfonds auf wichtigen Messen im November 2025

Fotos: Nationalfonds
Der Nationalfonds war diesen November auf zwei bedeutenden Messen vertreten und freute sich über zahlreiche Besuche. Zuerst nahmen wir an der Buch Wien teil, die von 12. bis 16. November 2025 in der Messe Wien (Halle D, Stand E17) stattfand. Dort präsentierten wir unsere aktuellen Publikationen, darunter den neuen Band 8 „Flucht nach Palästina/Leben in Israel“ der Buchreihe „Erinnerungen. Lebensgeschichten von Opfern des Nationalsozialismus“. Anschließend war der Nationalfonds bis Samstag, 22. November 2025 auch auf der Interpädagogica (Halle C, Stand C0709) vertreten, wo Besucher:innen ebenfalls die Möglichkeit hatten, in unseren Publikationen zu schmökern und unsere aktuellen Unterrichtsmaterialien kennenzulernen. Wir bedanken uns herzlich für das große Interesse und die anregenden Gespräche an beiden Ständen!
Alle Infos und Bestellungmöglichkeiten für unsere Publikationen finden Sie hier.
🎒Rückblick: Studienfahrt nach Auschwitz-Birkenau

Foto: © Wolfgang Lackner
Wie bereitet man eine Schulklasse auf einen Besuch des ehemaligen KZ Auschwitz-Birkenau vor? Wie können die dort begangenen Gräueltaten im Unterricht und vor Ort wirkungsvoll vermittelt werden? Was macht diesen Ort des größten Menschheitsverbrechens, seine Bedeutung und Dimensionen für Jugendliche heute aktuell? Diesen und vielen weiteren Fragen sind eine Gruppe engagierter Pädagog:innen Anfang Oktober 2025 bei einer vom Nationalfonds und ERINNERN:AT begleiteten Studienfahrt zur Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau in Kooperation mit der Pädagogischen Hochschule Wien nachgegangen.
Im Rahmen der viertägigen Studienfahrt lernten die Pädagog:innen die Gedenkstätte und die neue österreichische Länderausstellung kennen und setzten sich mit den Herausforderungen eines Besuchs mit Schüler:innen sowie mit Konzepten und Lernmaterialien zur Vor- und Nachbereitung eines Gedenkstätten- und Ausstellungsbesuchs auseinander.
Bei Workshops und Führungen des Staatlichen Museum Auschwitz hatten sie die Möglichkeit, mehr über Holocaust-Education und Gedenkstättenpädagogik zu erfahren und über die dortigen pädagogischen Angebote zu reflektieren. Ziel der Studienfahrt war es unter anderem, auch Lehrkräfte zu ermutigen, mit ihren Schulen Exkursionen zu KZ-Gedenkstätten anzubieten und diese zielführend vor- und nachzubereiten.
🙏 Wir freuen uns sehr über die zahlreichen positiven Rückmeldungen der Teilnehmenden!
Mehr zur Studienfahrt nach Auschwitz 2025 finden Sie hier.
🥇Hohe Auszeichnung für Botschafter Erich Kussbach

Foto: © Nationalfonds/Michael Rausch-Schott
Am Freitag, dem 5. Dezember 2025 wird Erich Kussbach, Botschafter i. R. und langjähriges Mitglied der Schiedsinstanz für Naturalrestitution, das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien im Wappensaal des Wiener Rathauses überreicht.
Als sich Österreich 2001 verpflichtete, offene Fragen der Entschädigung und Restitution von Vermögen, das während der NS-Zeit entzogen worden war, zu lösen, wurde unter anderem eine unabhängige, dreiköpfige „Schiedsinstanz für Naturalrestitution“ eingerichtet, die Anträge auf Rückstellung von entzogenem Vermögen im öffentlichen Eigentum prüfte. Von österreichischer Seite wurde Botschafter Erich Kussbach als Mitglied der Schiedsinstanz nominiert.
Erich Kussbach blickt auf eine bewegte Familiengeschichte zurück. Sein Vater, Dr. Franz Kussbach, war in der Zwischenkriegszeit Rechtsanwalt in Ungarn. Er verhalf während der Besetzung Ungarns durch das Deutsche Reich vielen jüdischen Berufskollegen und Freunden zur Flucht und wurde 1944 von der Gestapo in das KZ Dachau deportiert. Er entging nur durch Glück und Zufall seiner Ermordung auf einem Todesmarsch.
Erich Kussbach selbst entkam im Zuge des ungarischen Volksaufstandes 1956 auf spektakuläre Art und Weise den sowjetischen Besatzern. Als vermeintliches Mitglied eines Teams von Helfern des Roten Kreuzes konnte er per Rettungsflugzeug fliehen. Erst später wurde ihm klar, dass ihn der Flug nicht nur aus der Gefahrenzone, sondern über die Landesgrenze nach Österreich gebracht hatte. Somit war er einer der ersten Flüchtlinge aus Ungarn des Jahres 1956.
1963 trat Kussbach in den diplomatischen Dienst Österreichs ein, war zuletzt Botschafter in Ungarn und bis 1996 ständiger Vertreter bei der Internationalen Donaukommission. Er war Honorarprofessor für Humanitäres Völkerrecht der Universität Linz und Professor für Völkerrecht an der Katholischen Pázmány Péter Universität Budapest.
Welche Geschichte(n) hinter Erich Kussbachs bewegtem Leben stecken, erfahren Sie in einem Interview, das er 2022 in Laxenburg zwei Mitarbeiter:innen der Schiedsinstanz-Geschäftsstelle gab:
Zum Interview mit Botschafter Erich Kussbach.
📅Veranstaltungshinweise
Abschließend möchten wir Sie noch auf nachfolgende Veranstaltungen im Dezember hinweisen:
- Mittwoch, 3. Dezember 2025 um 18 Uhr im Billrothhaus, Frankgasse 8, 1090 Wien: Das digitale Gedenkbuch der verfolgten und vertriebenen Mitglieder der Gesellschaft der Ärzte in Wien 1938
- Donnerstag, 4. Dezember 2025 um 18:30 Uhr in der Diplomatischen Akademie Wien: Grand entretien avec Hannah Lessing: 30 ans d'engagement, une voix contre l'oubli
- Donnerstag, 4. Dezember 2025 um 18 Uhr im Top Kino, Rahlgasse 1, 1060 Wien: Premiere des Dokumentarfilms "Leben und Überleben" mit dem Auschwitz-Überlebenden Erich Richard Finsches. Nach dem Film findet ein Gespräch mit Erich Richard Finsches statt.
- Freitag, 12. Dezember 2025 um 13 Uhr in der Kapelle der KZ-Gedenkstätte Mauthausen: 2. Emile Jules Borremans Gedenkkonzert mit dem Orchester der Wiener Kunstkommission
Wir wünschen Ihnen eine schöne Vorweihnachtszeit und verbleiben
mit den besten Grüßen,
Ihr Nationalfonds-Team