Newsletter November 2024
Sehr geehrte Damen und Herren,
mit diesem Newsletter dürfen wir Sie über die Ergebnisse der Kuratoriumssitzung vom 15. Oktober 2024 sowie über Neuigkeiten zu den Aufgaben und Tätigkeiten des Nationalfonds und des Friedhofsfonds informieren.
Simon-Wiesenthal-Preis 2024 – die Nominierten
Die Bekanntgabe der Preisträgerinnen und Preisträger und die Ehrung der Zeitzeuginnen und Zeitzeugen findet im März 2025 im Rahmen einer Veranstaltung im Parlament statt. © Erich Lessing/Lessingimages Wien
Es freut uns, dass auch im vierten Jahr der Ausschreibung zahlreiche Projekte und Initiativen für den mit 30.000 Euro dotierten Simon-Wiesenthal-Preis eingereicht wurden. Beim Nationalfonds sind rund 230 Bewerbungen aus 32 Ländern weltweit eingelangt. Die jüngste einreichende Person ist 15, die älteste 98 Jahre alt.
Die Jury hat alle Bewerbungen sorgfältig geprüft und dem Kuratorium des Nationalfonds einen Vorschlag für die Preisträgerinnen und Preisträger 2024 unterbreitet.
Wir dürfen Ihnen hiermit die Nominierten für den Preis 2024 bekannt geben:
Für den Hauptpreis für zivilgesellschaftliches Engagement gegen Antisemitismus und für die Aufklärung über den Holocaust sind folgende Bewerbungen von der Jury vorgeschlagen:
- CHRISTEN AN DER SEITE ISRAELS (Österreich)
- GAMARAAL FOUNDATION (Schweiz)
- KAROLINE PREISLER (Deutschland)
- SABE ANTISEMITISM WORKPLACE (Österreich)
Für den Preis für zivilgesellschaftliches Engagement gegen Antisemitismus sind folgende Bewerbungen von der Jury vorgeschlagen:
- COMMUNITY SECURITY TRUST (Großbritannien)
- DINA PORAT (Israel)
- MOHAMMED OMAR (Italien)
Für den Preis für zivilgesellschaftliches Engagement für die Aufklärung über den Holocaust sind folgende Bewerbungen von der Jury vorgeschlagen:
- GHETTO FIGHTERS‘ HOUSE (Israel)
- RE.F.U.G.I.U.S. (Österreich)
- ZENTRUM FÜR ERINNERUNG DUISBURG (Deutschland)
Auf Grundlage der Nominierungen der Jury hat das Kuratorium des Nationalfonds am 15. Oktober seine Entscheidung über die Preisträgerinnen und Preisträger des Simon-Wiesenthal-Preises 2024 getroffen und aus den drei Kategorien jeweils eine Preisträgerin bzw. einen Preisträger ausgewählt.
Die Bekanntgabe der Preisträgerinnen und Preisträger und die Ehrung der Zeitzeuginnen und Zeitzeugen findet im März 2025 im Rahmen einer Veranstaltung im Parlament statt.
Projektförderungen
Die aktuelle Einreichfrist für Projektförderanträge läuft noch bis 1. Februar 2025.
Das Kuratorium des Nationalfonds genehmigte am 15. Oktober 2024 insgesamt 73 Projektförderanträge mit einer Gesamtfördersumme von rund 430.000 Euro.
Die geförderten Projekte verteilten sich auf folgende Kategorien:
- Bildung / Forschung / Wissenschaft / Archiv / Recherche: 23 Projekte
- Veranstaltungen – Theater / Ausstellungen / Symposien / Konzerte: 16 Projekte
- Gedenkstätte / Gedenktafel / Gedenkveranstaltungen / Gedenkfahrten: 11 Projekte
- Medien – Bücher / DVD / CD / Dokumentarfilme / Hörbücher: 23 Projekte
Einen Überblick über sämtliche vom Nationalfonds geförderten Projekte und Programme finden Sie in unserer Projekte-Datenbank.
Schwerpunkt für Projektförderungen 2025
Das Kuratorium des Nationalfonds hat am 15. Oktober 2024 eine neue Schwerpunktsetzung für Projektförderungen gemäß Nationalfondsgesetz ab dem Jahr 2025 beschlossen.
Auf Empfehlung des Komitees des Nationalfonds wird im kommenden Jahr ein Schwerpunkt auf die Förderung von Projekten gelegt, die der Identifikation und Bekämpfung von Desinformation in Online-Medien dienen. Im Fokus stehen dabei vor allem Projekte, die darauf abzielen, Desinformationen entgegenzuwirken, welche den Holocaust relativieren oder die Erinnerungskultur unterminieren.
Seit dem 7. Oktober 2023 ist ein vermehrtes Aufkommen von Narrativen in Online-Medien zu beobachten, die eine Verharmlosung des Holocaust und eine Delegitimierung des Gedenkens an die Verbrechen des Holocaust sowie dessen Opfer zum Ziel haben. Um diesen Desinformationen wirksam zu begegnen, sollen gezielt Inhalte erarbeitet werden, die Nutzerinnen und Nutzern von Online-Medien, insbesondere solchen, die aktiv gegen Desinformation vorgehen wollen, zur Verfügung gestellt werden. Diese Inhalte sind zudem von wesentlicher Bedeutung, um falsche oder irreführende Informationen zu kennzeichnen („flagging“) und Plattformen fundierte Argumente zu liefern, um diese blockieren zu können.
Für den Schwerpunkt wird im kommenden Jahr ein Drittel des gesamten Projektförderungsbudgets bereitgestellt.
Neue Richtlinie für die Projektförderung
Das Kuratorium hat darüber hinaus in diesem Jahr eine neue Richtlinie für die Projektförderung beschlossen. Im Wesentlichen wurden der inhaltliche Rahmen erweitert und die Abwicklungsprozesse der Förderungen präzisiert.
Künftig können auch Projekte gefördert werden, die den Nachkommen von Opfern des Nationalsozialismus zugutekommen, ebenso wie Projekte, die der wissenschaftlichen Erforschung der Rolle von Täterinnen und Tätern sowie Mitläuferinnen und Mitläufern im Nationalsozialismus dienen. Darüber hinaus werden weiterhin Bildungs- und Schulprojekte gefördert, um das Bewusstsein für die Vergangenheit zu stärken und eine differenzierte Auseinandersetzung mit der Geschichte zu ermöglichen.
Förderberechtigt sind neben juristischen nun auch natürliche Personen. Eine Co-Förderung von Projekten ist nicht mehr verpflichtend. Zudem wurden die Einreichfristen für die Beschlussfassungen des Kuratoriums von bisher zwei auf vier Termine erweitert. Ab dem kommenden Jahr gelten der 1. Februar, 1. April, 1. September und 1. November als Einreichfristen.
Alle Details zu den Änderungen entnehmen Sie bitte der aktuellen Richtlinie für die Unterstützung von Projekten.
Außerordentliche „Gestezahlung“ an über 3.300 NS-Opfer aus Österreich
Beschluss des Ministerrats MRV 70/15
Foto: Nationalfonds
Am 20. September 2023 beschloss die österreichische Bundesregierung, allen lebenden Opfern des Nationalsozialismus aus Österreich zusätzliche Unterstützung zukommen zu lassen. Damit bekräftigte Österreich seine besondere Verantwortung gegenüber den Verfolgten des NS-Regimes. Der Beschluss der österreichischen Bundesregierung sah unter anderem eine einmalige außerordentliche „Gestezahlung“ in Höhe von je rund 5.000 Euro an Opfer des Nationalsozialismus aus Österreich nach den Kriterien des Nationalfonds vor.
Der mit der Umsetzung betraute Nationalfonds hat die Auszahlungen im Wesentlichen abgeschlossen. Über 3.300 NS-Opfer haben eine außerordentliche Gestezahlung erhalten. Die Begünstigten leben in 40 Ländern weltweit, die meisten davon in Österreich, gefolgt von den USA, Israel, Großbritannien, Australien, Kanada und Frankreich.
Der Nationalfonds hatte die berechtigten Personen kontaktiert, von diesen die erforderlichen Daten sowie eine aktuelle Lebensbescheinigung eingeholt und überprüft, um eine raschestmögliche Auszahlung an die betagten Überlebenden zu gewährleisten. In einigen wenigen Fällen, in denen die Begünstigten nach dem Stichtag – dem Tag des Ministerratsbeschlusses am 20. September 2023 – verstorben sind, wird die Geste an die Erben ausbezahlt. Insgesamt hat der Nationalfonds im Rahmen der außerordentlichen Gestezahlung 16,9 Millionen Euro ausbezahlt.
Der Beschluss der Bundesregierung machte zudem eine Intensivierung der Individualzahlungen an sozial bedürftige Überlebende möglich. Personen, die bereits eine Gestezahlung erhalten haben, können um eine weitere Zahlung beim Nationalfonds ansuchen, wenn sie in besonderer Weise der Hilfe bedürfen oder eine Unterstützung aufgrund ihrer Lebenssituation gerechtfertigt erscheint. Seit 2023 erhielten sozial bedürftige NS-Opfer weitere Zahlungen in Höhe von insgesamt 700.000 Euro.
Nationalfonds auf der Interpädagogica 2024
Der Nationalfonds ist auf der Bildungsfachmesse Interpädagogica vertreten
Bild: Interpädagogica
Der Nationalfonds ist auch heuer wieder auf der Interpädagogica vertreten, der Bildungsfachmesse für Lehrmittel, Ausstattung, Kultur und Sport – von der Kleinkindpädagogik bis hin zum kreativen, lebensbegleitenden Lernen. Unter dem Motto „Wissen färbt ab“ präsentiert die Messe von 7. bis 9. November 2024 rund 250 Ausstellende im Messezentrum Wien.
Der Nationalfonds stellt auf der Ausstellung – aber auch abseits davon – Schulen und Bildungseinrichtungen die seit 2011 erscheinende Buchreihe „Erinnerungen“ mit Lebensgeschichten von Verfolgten des NS-Regimes sowie Begleitmaterialien kostenlos zur Verfügung. Die lebensgeschichtliche Sammlung des Nationalfonds umfasst insgesamt 283 (Auto-)Biografien, Videointerviews, ein Hörbuch, Fotos und Dokumente. Materialien wie ein Glossar, Lesezeichen, Vertiefungstexte, Infos zu Verfolgungsgründen etc. ergänzen die Sammlung.
Schauen Sie bei unserem Stand C1206 vorbei, blättern Sie durch unsere Bücher und nehmen Sie sich ausgewählte Materialien mit! Wir freuen uns auf Ihren Besuch!
Wo: Messe Wien, Halle C, Eingang Foyer D, Trabrennstraße 7, 1020 Wien
Wann: Donnerstag, 7. November 2024 und Freitag, 8. November 2024, 09:00 – 18:00 Uhr; Samstag, 9. November 2024, 09:00 – 17:00 Uhr
Ausstellungseröffnung in Washington D. C.
Die Ausstellung „Vom Vergessen zum Erinnern“ wird am 13. November 2024 an der Österreichischen Botschaft in Washington, DC eröffnet
Foto: Nationalfonds/OB Washington
DDer Nationalfonds präsentiert gemeinsam mit dem Österreichischen Presse- und Informationsdienst die Ausstellung „Vom Vergessen zum Erinnern“ in deutscher und englischer Sprache an der Österreichischen Botschaft Washington, DC.
Zur Eröffnung am 13. November 2024 sprechen die Vorständin des Nationalfonds Hannah Lessing und zwei hochkarätige Gastredner:innen, Botschafter Stuart Eizenstat und Ellen Germain, U.S. Special Envoy for Holocaust Issues.
Es folgt eine Podiumsdiskussion mit dem Titel „Lessons for Tomorrow: Österreichs Engagement für Erinnerung und Verantwortung“ mit:
- Evelyn Torton-Beck, em.Univ.-Prof., University of Maryland, Expertin für Gender Studies
- Pati Jinich, Emmy-nominierte Moderatorin und ausführende Produzentin der PBS-Show „La Frontera“ und „Pati's Mexican Table“
- Charlotte Masters, Fachfrau für psychische Gesundheit und Absolventin der University of Pennsylvania
Die Ausstellung „Vom Vergessen zum Erinnern“ beschreibt die Aufgaben und Aktivitäten des Nationalfonds in Bereichen wie der Anerkennung von NS-Opfern, der Projektförderung, der Kunstrestitution, der Dokumentation von Lebensgeschichten, der Restaurierung jüdischer Friedhöfe, des Simon-Wiesenthal-Preises, der österreichischen Ausstellung in Auschwitz sowie der Entschädigung und Restitution für NS-Opfer.
Wann: 13. November 2024, 19:30 Uhr | Einlass ab 19:00 Uhr
Wo: Österreichische Botschaft, 3524 International Court, NW, Washington, DC, 20008
Gedenkveranstaltungen zum Novemberpogrom 1938
Die Shoah Namensmauern Gedenkstätte in Wien
Foto: Nationalfonds
Mit Unterstützung bzw. in Kooperation mit dem Nationalfonds finden heuer wieder Veranstaltungen anlässlich des Gedenkens an den als „Kristallnacht“ bezeichneten Novemberpogrom 1938 statt. Nachfolgend eine Auswahl an Veranstaltungen:
Gedenkmarsch „Light of Hope“
Seit 2012 organisiert die Jugendkommission der Israelitischen Kultusgemeinde Wien den Gedenkmarsch Light of Hope zum Gedenken an den Novemberpogrom 1938. Der Startpunkt für den Gedenkmarsch ist am Heldenplatz, direkt vor dem Eingang des Hauses der Geschichte Österreich (hdgö).
Wann: 7. November 2024, 18:30 Uhr
Wo: Heldenplatz, Eingang Neue Burg / Österreichische Nationalbibliothek
Gedenkfeier „ Out of the Dark“
Unter dem Titel „Out oft he Dark“ veranstaltet Viva la Classica! Verein zur Förderung klassischer Musik in Kooperation mit dem Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien (VWI), Exilarte, dem Jewish Galicia Museum (Krakau) und dem Museum POLIN in Warschau eine Gedenkfeier zum Novemberpogrom mit Vorträgen, einer Lesung und musikalischem Rahmenprogramm im Theater Nestroyhof Hamakom.
Wann: Donnerstag, 7. November 2024, 19:30 Uhr
Wo: Theater Nestroyhof Hamakom, Nestroyplatz 1, 1020 Wien
Weitere Gedenkveranstaltungen bzw. Projekte zum Novemberpogrom 1938 finden Sie hier.
Erste Konferenz des Nationalfonds „Erinnerung und Verantwortung“
Teilnehmer:innen der ersten Konferenz des Nationalfonds „Erinnerung und Verantwortung: Die Zukunft von NS-Aufarbeitung und Gedenken in Österreich. Ausblick auf das Gedenkjahr 2025: 80 Jahre Kriegsende und Zweite Republik.“
Foto: Parlamentsdirektion/Thomas Topf
Am Dienstag, den 15. Oktober 2024 fand gemäß der jüngsten Novelle des Nationalfondsgesetzes die erste Konferenz des Nationalfonds im Parlament statt, die den Blick auf Vergangenheit und Zukunft der Gedenk- und Erinnerungsarbeit warf. Sie bot eine umfassende Rückschau auf die NS-Aufarbeitung in Österreich und würdigte die dabei erzielten Leistungen und umgesetzten Projekte. Darauf aufbauend wurde eine Diskussion angeregt, wie das Gedenken in Österreich künftig gestaltet werden kann und welche Themen es zu behandeln gilt, um der Verantwortung gegenüber den Opfern des Nationalsozialismus und deren Nachkommen auch in Zukunft gerecht zu werden.
Nach Eröffnungsworten von Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka und einleitenden Worten der Vorständin des Nationalfonds Hannah Lessing beleuchteten Katja Sturm-Schnabl, Brigitte Bailer und Elke Rajal in Impulsreferate das Thema der Konferenz aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Danach folgte ein Gespräch mit den Gedenkdienstleistenden Moritz Gemel, Philipp Auberger und Tabea Chaharlangi. Eine von Hannah Lessing moderierte Podiumsdiskussion mit Oskar Deutsch, Barbara Glück, Susanne Janistyn-Novák, Andreas Kranebitter und Moritz Wein bildete den Abschluss der Konferenz. Durch die Veranstaltung führte Judith Pfeffer, Vorständin des Nationalfonds.
Fotos von der Konferenz und einen Bericht zum Nachlesen finden Sie hier.
Zentrales Seminar: Der Genozid an den Roma und Sinti
Das Zentrale Seminar 2024 in Stadtschlaining thematisiert den Genozid an den Roma und Sinti im Nationalsozialismus
Foto: OeAD
Vom 14. bis zum 16. November 2024 findet das vom Nationalfonds unterstützte Zentrale Seminar des OeAD-Programms ERINNERN:AT in Stadtschlaining im Burgenland statt. Im Mittelpunkt der dreitägigen Fortbildung für Lehrkräfte steht der Genozid an den Roma, Romnja, Sinti und Sintizze während des Nationalsozialismus. Neben wissenschaftlichen Inputs zu Geschichte und Forschung lernen die Teilnehmenden in Workshops und Exkursionen Lernangebote und Best-Practice-Beispiele für die Vermittlung im Unterricht kennen.
Weitere Informationen: https://www.erinnern.at/zentrales-seminar-2024
Workshop für Lehrende am alten und neuen jüdischen Friedhof St. Pölten
Folder zur den Workshops für Lehrende (PDF)
Foto: Parlamentsdirektion/Johannes Zinner
Die Workshops können als KPH-Fortbildung angerechnet werden und finden am 29. November 2024, 24. Jänner 2025, 11. April 2025 und 26. September 2025 statt.
Anmeldungen sind bis zum 17. November 2024 möglich.
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