Die österreichische Länderausstellung aus dem Jahr 1978

Neben der ständigen Ausstellung zur Geschichte des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau erzählen die so genannten Länderausstellungen das Schicksal der Bevölkerung jener Länder, aus denen Menschen in den Lagerkomplex Auschwitz deportiert wurden. Zu diesen Länderausstellungen zählte auch jene der Republik Österreich, die im Block 17 der Gedenkstätte errichtet und am 19. März 1978 eröffnet wurde. Diese wurde zeit ihres Bestehens nicht verändert.

Die Ausstellung entstand unter der Leitung der "Österreichischen Arbeitsgemeinschaft Museum Auschwitz", die weitgehend aus Mitgliedern der Lagergemeinschaft Auschwitz bestand. An der inhaltlichen Ausarbeitung unter der Leitung von Prof. Dr. Wolfgang Neugebauer, dem späteren Leiter des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes, waren mehrere HistorikerInnen beteiligt. Der Architekt Ing. Robert Kanfer realisierte die architektonische, der Grafiker Prof. Ernst Fuhrherr die grafische Gestaltung. Der Auschwitz-Überlebende Prof. Heinrich Sussmann entwarf die Glasfenster, die das Kernstück des Gedenkbereichs darstellten. Sie schildern sein persönliches Schicksal und den in Auschwitz erfahrenen Verlust seines dort ermordeten Sohnes. Die Glasfenster waren in einer schwarzen Wand eingelassen, die der Erschießungswand im Hof von Block 11 im "Stammlager" Auschwitz nachempfunden war.

Im Zuge der in den 2000er Jahren verstärkt aufgekommenen Kritik an der Ausstellung und der ersten Bestrebungen einer Neugestaltung setzten sich die HistorikerInnen Univ.-Doz.in HR Dr.in Brigitte Bailer, Dr.in Heidemarie Uhl und Univ.-Doz. Dr. Bertrand Perz mit der Ausstellung wissenschaftlich auseinander. Die 2006 begonnenen Untersuchungen und Analysen mündeten in einen vom Nationalfonds geförderten Projektendbericht, der 2008 erschien. Die dort gewonnenen Erkenntnisse bildeten unter anderem die Grundlage für den Neugestaltungsprozess.

Zur Sicherung des Erhalts der österreichischen Länderausstellung aus dem Jahr 1978 als eines zeithistorischen Dokuments sowie zur Würdigung der an der Errichtung der Ausstellung beteiligten Auschwitz-Überlebenden wurde die Ausstellung im September 2011 umfassend dokumentiert. Mit freundlicher Unterstützung der Heeresbild- und Filmstelle des Bundesministeriums für Landesverteidigung und Sport lichtete der Nationalfonds die gesamte Ausstellung (Tafeln, Detailansichten, Objekte, die Glasfenster von Heinrich Sussmann und die Begleittexte) systematisch ab und inventarisierte sie.

Nachfolgend eine Auswahl an Fotos als Bildergalerie:

Das Datenmaterial – Fotos sowie Transkriptionen aller Ausstellungstexte – wird in einer Datenbank beim Nationalfonds verwaltet.

2015 veröffentlichte der Nationalfonds einen ausführlichen Dokumentationsband zur Ausstellung aus dem Jahr 1978. Neben einem Bildteil zur Ausstellung beschäftigen sich die Beiträge der für den Band gewonnenen GastautorInnen mit der Ausstellungsentstehung, deren Rezeption und wissenschaftlicher Analyse. Zudem wurden Interviews mit dem Auschwitz-Überlebenden Norbert Lopper (Ehrenvorsitzender des Gesellschaftlichen Beirats zur Neugestaltung), dem Architekten der Ausstellung Robert Kanfer und dem Gestalter Ernst Fuhrherr geführt.

Im Rahmen der baulichen Vorbereitungen für die Neugestaltung schloss der Nationalfonds die Ausstellung im Einvernehmen mit dem Staatlichen Museum Auschwitz-Birkenau im Oktober 2013. Sämtliche Ausstellungstafeln und -objekte wurden fachgerecht demontiert und in Österreich archiviert. Die Glasfenster Sussmanns sollen auch wieder in der neuen Ausstellung zu sehen sein.